" Du", sagt das Jungpferd in der Herde zur Leitstute. "Darf ich mich ein bisschen an dich anlehnen, von deinem Wasser trinken und du schaust, dass die Strömung mich im Fluss nicht mitnimmt?"
"Wieso sollte ich das tun?" fragte die Leitstute. "Weil du so stark, so mutig, so mächtig, so weise und so liebevoll bist," erwiderte das Jungpferd. "Liebevoll ist etwas anderes," schnaubt die Leitstute leise, macht einen Schritt zur Seite und lässt die Strömung das Jungpferd mitreissen.
Die noch aus dem Wasser ragenden Nüstern pusten empört: "Was bist du für eine Teufelsleitstute!" Danach blubbert es nur noch.
Stille.
Mit einem Ruck fangen die Beine des Jungpferdes unter Wasser an zu motoren, ganz wild und kräftig, und die Nüstern tauchen wieder auf, die nassen Ohren und der ganze Kopf. Die Beine schlagen geordnet das Wasser in eine Richtung und das Jungpferd bewegt sich in die andere Richtung, schwimmend. In die erbosten Augen fliesst Freude hinein, Beglücktheit. Ein hohes Wiehern schiesst über das Tal: "Ich kann schwimmen! Schaut, ich kann schwimmen!! Das Jungpferd dreht seine Schwimmrunden in jugendlich wildem Übermut. Dann steuert es aufs Ufer zu, bekommt Boden unter den Füssen und galoppiert weitere Runden wiehernd: "Ich bin stark, mächtig, wild und kräftig. Ich kann schwimmen und rennen, ich bin grossartig!"
Die Leitstute zwinkert mit den Wimpern.
Sie schnaubt aus und freut sich innerlich für das Jungpferd.